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Ziehen Betriebe von Deutschland nach Portugal?

G

Gelöschtes Mitglied 26053

Gast
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Admin: Bild aus urheberrechtlichen Gründen gelöscht @Danny

Ich kenne persönlich einige, die interessiert nachfragen, wie das mit der Verlagerung nach Portugal ist (nachdem sich langsam rumspricht, dass ich was gekauft habe in P.) Da dürfte noch mehr kommen. Und wer mit seinem Betrieb nach Portugal umsiedelt, kauft dort wahrscheinlich nicht eine Immobilie, die dann leersteht, sondern trägt was positives bei. Wer mit seiner 5-Mann-Firma von D nach Portugal geht, wird nicht immer sein Personal mitnehmen (können), sondern manchmal auch Arbeitsplätze für Portugiesen schaffen.

Ich habe neulich einen TED-Talk gehört, von Leuten, die als Unternehmer nach Portugal gegangen sind, absolut positiv war das.
 
Zuletzt bearbeitet von einem Moderator:
Da es bei meinem Screenshot Probleme mit dem Urheberrecht gab, hier noch als Link der Anlass für meinen Beitrag:

Industrie: Diese Zahlen zeigen den ganzen Pessimismus der Wirtschaft - WELT

Dort wird - leider hinter der Bezahlschranke - geschrieben, dass sich immer mehr Betriebe ins Ausland verlagern wollen und es eine eine dramatische Trendumkehr bei Investitionsentscheidungen deutscher Firmen gäbe. Das bisher nur von Verschwörern benutzte Wort "Deindustrialisierung" wird als Tatsache dargestellt, deren Folgen für Deutschland konkret bemerkbar sind.

Da ich vermute, dass es auch eine Wanderungsbewegung von D nach P gibt, und dies aus meinem Umkreis in Ansätzen erkennbar ist, denke ich, es könnte auch hier im Forum für den einen oder anderen interessant sein.
 
Es gab Ende der 80ger und Anfang de r90ger Jahre einige deutsche Betriebe, die nach Portugal gegangen sind, vornehmlich in den Norden. Bei diesen Betrieben handelte es sich in erster Linie um Unternehmen, welche Textilien aller Art sowie Schuhe herstellten. Da diese besagten Unternehmen in Nordportugal, ich glaube es war in erster Linie um Guimaraes herum, dort Arbeitsplätze schafften, stieg auch der Wohlstand. Ganze Familien fanden oftmals Arbeit in den deutschen Fabriken, sogar die Kinder, obwohl Kinderarbeit auch zu jenem Zeitpunkt in Portugal bereits nicht mehr erlaubt war, was aber niemanden wirklich zu interessieren schien.

Allerdings wir dieser Boom von Arbeitsplätzen und de steigenden Lebensstandart in jener Region nur von kurzer Dauer, da diese deutschen Unternehmen letztendlich lieber nach Rumänien umgezogen waren, denn dort konnte man noch billiger produzieren als in Portugal, auch was die Bezahlung der Arbeitskräfte anging. Und andere haben, auch gleich in China produzieren lassen.

Somit war eine Ansiedlung in Portugal zumindest für die besagten deutschen Unternehmen nur für kurze Dauer von Interesse, da man anderswo noch billiger produzieren konnte.
 
Es gibt immer Länder wo die Produktion noch billiger ist. In Europa dürfte Portugal von den Arbeitskosten teurer als z. B. Rumänien oder Bulgarien sein. Manches Balkanland ist als Nicht EU Mitglied noch billiger. Glücklicherweise ist aber das Lohnniveau nicht der einzige Faktor. Infrastruktur, Arbeitsmoral, eine funktionierende Verwaltung und Energiekosten sind weitere Faktoren. Wer einen Betrieb ins europäische Ausland verlegt wird langfristig denken.

grüsse

jürgen
 
Die Unternehmsverbände bringen das immer wieder in die Presse, damit die Steuern für die notleidenden Unternehmen gesenkt werden, der Strom subventioniert oder lästige Umweltschutzmaßnahmen ausgesetzt werden. Dafür sind solche Verbände ja schließlich auch da, kann man ihnen nicht verübeln. Ich habe mal einen aktuellen Artikel und einen 13 Jahre alten verlinkt.

Die kolportierte seit Jahrzehnten stattfinden Abwanderung deutscher Unternehmer ins Ausland hat offensichtlich nicht zu Massenarbeitslosigkeit geführt, momentan ist der Arbeitsmarkt für Arbeitnehmer sehr gut, wir haben in Duisburg erhebliche Probleme unsere offenen Stellen geeignet besetzt zu bekommen.

Übrigens gibt es natürlich auch die umgekehrte Situation, dass Unternehmen Arbeitsplätze aus dem Ausland nach Deutschland verlagern, oder ausländische Unternehmen in Deutschland Standorte eröffnen. Hier mal zwei Beispiele aus der jüngsten Zeit:

In dem Unternehmen, in dem ich arbeite verlagern wir gerade Arbeitsplätze aus Frankreich nach Duisburg. All das könnte ein Journalist in einem Artikel zur Einordnung anführen, in der Welt wird man das sicher nicht lesen.
 
Ob es in Deutschland eine "Deindustrialisierung" gibt, und vor allem, was das bedeutet, ist unter Ökonomen umstritten. Tatsache ist, dass sich in den letzten Jahren die Direktinvestitionen deutlich verringert haben. Quelle:

Gründe dafür:
  • höhere Abgasgrenzwerte, geringere Wettbewerbsfähigkeit der deutschen Autoindustrie seit 2018
  • Ukraine-Krieg und damit verbundene Unsicherheiten und Preisanstiege im Energiesektor
  • Fachkräftemangel
  • EU-Investitionsprogramm
  • Subventionen wie der Inflation Reduction Act (IRA) in den USA
Es sind also eine Reihe von Gründen, die erstens praktisch alle struktureller Natur sind, beziehungsweise zweitens nicht von Deutschland (alleine) steuerbar. Dass die deutsche Autoindustrie das Elektroauto verschlafen hat, wissen wir seit längerer Zeit. Teile der Politik und der fossilen Industrie tun derzeit alles dafür, dass die fossilen Umsätze weitergehen – auf Kosten der Autoindustrie und der Verbraucher – denn am Elektroauto und an anderen Verkehrskonzepten mit weniger Autoverkehr führt kein Weg vorbei.

Es gibt aber vor allem auch Ökonomen, die in der Deindustrialisierung, die es in Teilbereichen immer gegeben hat
Es gab Ende der 80ger und Anfang de r90ger Jahre einige deutsche Betriebe, die nach Portugal gegangen sind, vornehmlich in den Norden.
eine Chance sehen, weil es immer auch notwendigen Strukturwandel geben muss. Deutschland hat
  • keine Unterhaltungselektronik-Industrie
  • keine Textilproduktion
  • keine Smartphoneproduktion
usw. mehr.

Immer darauf zu bestehen, dass alles so bleibt, wie es ist, ist weltfremd.

Es war bislang immer so, dass die Verlagerung von Produktionen ins Ausland deutschen Unternehmen genutzt hat, weil die Preise dieser Produkte wettbewerbsfähig blieben.

Was Portugal betrifft: Ich habe dazu keine Zahlen gefunden, aber in der Tat fließt ein großer Teil des Kapitals bislang in den EU-Raum, etwa nach Frankreich. Auch Portugal ist grundsätzlich sicher interessant, aber wegen der Randlage und damit verbundener Kosten sicher weniger relevant als andere EU-Länder.
 
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