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Wird Kultur nicht geprägt von Geld, Deutungshoheit und Macht?

Mat1

Admirador
Teilnehmer
Stammgast
Du hast geschrieben, dass sich "unsere Kultur" nicht für das Wohlbefinden der Menschen interessiert. Das ist abstrakt, was ich auf jeden Fall täglich sehe, dass sich in beiden Ländern viele Menschen durchaus für das Wohlbefinden Anderer interessieren.


Was ist eigentlich „die Kultur“?

Viele würden sagen, es ist es die Summe der Individuen einer Gesellschaft.

Da kann ich deinen Beispielen an vielen Stellen zustimmen.


Aber wird diese Kultur nicht geprägt, von denen, die diese Kultur mit Geld, Deutungshoheit und Macht beherrschen?

Und verändert diese Prägung dann nicht auch einen erheblichen Teil der Individuen zum gesellschaftlichen Nachteil?

Daher teile ich eher die Einschätzung von Michael Haardt (weiter oben im Thread)
 
....wenn man meinen Beitrag noch während des Schreiben abtrennt, sollte man wenigesten drauf achten, dass die Beiträge davor mitkommen, damit das irgendeinen Sinn ergibt.

Abgetrennt von: Portugiesen sind nicht immer glücklich.
Das muss ich leider selbst dazuschreiben, damit noch jemand weiß, dass das eine Antwort auf andere Beiträge dort war.

 
Zuletzt bearbeitet:
Mit Kultur meine ich die Summe des Verhaltens einer Gruppe. Es gibt sicher eine Prägung durch verschiedene Einflüsse und die Kultur beeinflusst auf jeden Fall die Individuen.

Wenn ich sage, dass unsere Kultur sich nicht für das Wohlbefinden der Menschen interessiert, dann heißt das nicht, dass kein Mensch es tut. Nur in der Summe ist es nicht das Wichtigste und es bestimmt nicht die Entwicklung.

Auswanderungsquoten, der Verbrauch von Psychopharmaka und Selbstmordquoten sind drastische Beispiele, etwas zu messen. Es ist seit langer Zeit bekannt, dass Mobbing Menschen zum Suizid treiben kann. An der Selbstmordquote von queeren Menschen hat sich in Jahrzehnten nichts verändert. Die Einstellung wurde zwischenzeitlich etwas toleranter und differiert in verschiedenen westlichen Ländern, aber in jüngster Zeit geht das wieder zurück. Es ist seit langem Teil der westlichen Kultur und es geht hier nicht um Geld. Es gibt Kulturen, die dieses Problem noch nie kannten, d.h. es ist nicht Teil des menschlichen Verhaltens an sich. Mit anderen Minderheiten sieht es ähnlich aus. Unsere Kultur legt viel Wert auf Uniformität.

Mit Fokus auf Deutschland: Es war schon Adenauer bekannt, dass die Demografie eine umlagefinanzierte Rente verbietet und er hat diesen Kredit auf die Zukunft aufgenommen, und jede Regierung nach ihm hat ihn etwas größer weitergegeben. Alle wussten wann es kippt und haben weggeschaut. Alle haben über Norbert Blüm gelacht, weil jeder wusste, dass es nicht stimmt. Es war klar, dass sehr viele Menschen darunter leiden werden. Auch die, die es konnten, haben mehrheitlich nicht für sich selbst gesorgt und erfahren nun, dass sie sich damit keinen Gefallen taten. Letzteres zeigt es deutlich: Der Grund für all das liegt in unserer Kultur. Es liegt nicht speziell an Adenauer und nicht speziell an jeder einzelnen Regierung seither.

Es gibt enorm viele Beispiele dieser Art. Philosophen und Psychologen haben mit der Zeit ganz gut verstanden, was unglücklich macht. Diese Erkenntnisse werden in unserer Kultur flächendeckend ignoriert.

Um Mißverständnisse zu vermeiden: Ich versuche nicht zu reformieren oder jemand zu beschuldigen. Aber wenn gefragt wird, warum viele Menschen in einer Kultur unglücklich sind, dann ist das die Antwort.
 
Drei Ingenieure schreiben über Kultur, das kann ja was werden...

Nehmen wir mal eine ganz kompakte Definition: "Alles von einer bestimmten Gemeinschaft materiell und immateriell Geschaffenes".

Für unsere Diskussion ist sicher das Immaterielle wichtiger und dabei nicht die Musik oder Literatur sondern eher Werte und Verhaltensweisen. Und um zum abgetrennten Start der Diskussion zurückzukehren:
Der Individualismus stellt das Individuum über alles, mehr nicht. Das ist die Abgrenzung zu Kulturen, die die Gemeinschaft über alles stellen, aber es gibt in beiden keine Anleitung, wie die Menschen glücklich werden....
Und ergänzt wurde (nach einigen Volten):
Was ist eigentlich „die Kultur“?

Viele würden sagen, es ist es die Summe der Individuen einer Gesellschaft.

....
Aber wird diese Kultur nicht geprägt, von denen, die diese Kultur mit Geld, Deutungshoheit und Macht beherrschen?
Ich würde sagen, der für uns relevante Teil liegt im kennzeichnenden Verhalten der Mehrheit einer Gesellschaft. Und damit ergibt sich ein interessanter Effekt, denn für diesen Bereich haben die reichsten 0,1% der Gesellschaft, die auf Architektur und Kunst sicher ihren Einfluss ausüben, keine relevante Bedeutung. Dass die Deutschen als pünktlich gelten, liegt nicht an ihren Milliardären, sondern an der Pünktlichkeit von vielen Millionen deutscher Bürger.
Wenn wir dann wieder auf die negativen Auswirkungen des Individualismus schauen: Ich stimme zu, dass der Trend sicher problematisch ist, aber ich habe Zweifel, dass Gesellschaften, die das Kollektiv deutlich über das Individuum stellen insgesamt besser funktionieren. Mir fehlen hier einfach gute Beispiele.

Bleibt die Frage, ob man nicht individuelle Ziele verfolgen kann und trotzdem hilfsbereit agiert und auch eine funktionierende Gesellschaft unterstützt. Die viel kritisierten westlichen Gesellschaften und auch die deutsche bieten aus meiner Sicht immer noch das beste gesellschaftliche Modell, auch wenn man noch vieles verbessern muss.

@Michael Haardt In Deiner Argumentation sind so viele Punkte (von queeren Selbsmordraten über Adenauer zum demografischen Wandel zur umlagenfinanzierten Rente), dass ich einfach mal keinen davon aufgreife, außer der Wortwahl:

"Alle wussten wann es kippt..."

Wann ist es denn gekippt? Und sind die Menschen in Deutschland wirklich so unglücklich und leiden furchtbar? Ich nehme das nicht so war und vielfach wird das Leid und eigene Unglück auch herbeigeredet. Man kann sicherlich vieles verbessern, aber vielleicht ist das einfacher aus der Position "das gute verbessern" als in Agonie in der Katastrophe zu verharren und diese zu erdulden.

Du hast geschrieben:
Es gibt enorm viele Beispiele dieser Art. Philosophen und Psychologen haben mit der Zeit ganz gut verstanden, was unglücklich macht.

Vielleicht ist ein mindestens genauso wichtiger Punkt, zu schauen, was glücklich macht und das auch zu verfolgen.
 
Das Beispiel mit der Pünktlichkeit ist hervorragend. Genau das meine ich mit Kultur.

Ich wollte Individualismus nicht kritisieren, sondern nur feststellen, dass es nur eine Abgrenzung zum anderen Modell ist, aber man nicht davon ausgehen kann, dass es Menschen in einer individualistischen Kultur automatisch besser geht. Denn obwohl sie das Individuum über die Gemeinschaft stellen, heißt das nicht, dass sie sich selbst gut behandeln. Die Haupttodesursache in der Altersgruppe 15-49 in den USA, die definitiv stark individualistisch sind, ist Drogenmissbrauch. In vielen anderen, auch sehr individualistischen Ländern ist das nicht so. Individualismus korreliert also nicht gut mit Glück. Andere Dinge sind wichtiger.

Man kann diskutieren, wann die Demografie kippte. Wenn es nicht mehr aufzuhalten ist? Wenn die Folgen heftig wirksam sind? Ist beides erreicht:


(auf das Symbol für Vollbild klicken und nicht verzweifeln, dass es immer noch keine Daten von 2023 gibt)

Vergleicht die Anzahl der werdenden Rentner mit der Anzahl, die den Arbeitsmarkt betritt. Die Differenz ist riesig und die Flüchtlinge ändern daran nichts. Das konnte man vor 40 Jahren schon wissen, weil demografische Prozesse normalerweise sehr träge sind. Es wurde immer wieder öffentlich diskutiert und langsam beginnt bei den baldigen Rentnern das große Entsetzen und bei den Jungen die bange Frage, wie viel man ihnen noch wegnehmen wird. Aber erstere Gruppe fragt sich nicht, warum sie nichts tat und was sie jetzt noch schnell für sich tun könnte, und die Zweite fragt sich nur selten, was sie an ihrer Situation ändern könnte. Eigenverantwortung für das persönliche Wohlbefinden ist in unserer Kultur einfach schwach ausgeprägt.

Deutschland geht es laut dem Ranking eigentlich noch ganz gut. Dem widerspreche ich nicht, weil wir aus guten Zeiten kommen, aber wir leben von der Vergangenheit. Die steigenden Auswanderungsraten zeigen, dass etwas nicht mehr stimmt. Es war zu erwarten, dass viele Gastarbeiter spätestens im Ruhestand nach Hause zurückkehren, was sie auch tun, aber seit einigen Jahren steigen die Auswanderungsquoten gebürtiger Deutscher. Dinge wie die rot-grüne Diskussion um die Erweiterung der Kapitalwegzugsteuer auf Privatvermögen zur Erschwerung der Auswanderung, die ich jetzt leider nicht mehr im Web finde, erinnern schwer an 1961 und zeigen, dass die Politik die Daten auch sieht und welche Gedanken unsere Kultur dazu hervorbringt. Dabei haben die Deutschen es kulturell in der Welt schwerer als viele Andere, weil wir eine relativ extreme Kultur haben:


Entsprechend viele kehren zurück, aber die Nettoauswanderung ist dennoch deutlich steigend. Solche Modelle sind immer schwierig, aber im Rahmen interkultureller Kommunikation fand ich dieses bisher recht treffend.

Ich formulierte oben etwas nicht so gelungen und wollte sagen, man weiß was unglücklich macht und das zu vermeiden ist schon ein sehr guter Weg zum Glück, weil man viele konkrete Ratschläge hat. Nach dem Glück zu streben kann eine unerfüllbare Erwartungshaltung aufbauen. Das Unglück zu vermeiden ist einfacher. Psychologie kann vieles erklären. Man kann das vorher machen, damit Menschen sich besser verstehen, oder hinterher, wenn sie an etwas leiden. Unsere Kultur macht das bevorzugt hinterher, was mehr Leid und mehr Kosten bedeutet, und ist dabei noch deutlich entfernt davon, mentale Gesundheit als Teil der Gesundheit zu betrachten und nicht als persönlichen Mangel. Die Gedanken zur Struktur mentaler Modelle und häufiger Wahrnehmungsverzerrungen sind sehr ähnlich zu philosophischen Betrachtungen im Buddhismus und zu Vielem, was in behavioural finance vermittelt wird, wenn man sich an die jeweilige Terminologie gewöhnt.
 
Da habt ihr einige Punkte genannt, auf die es sich lohnt, einzugehen:

Sicherlich gibt es spezifische Dinge in "unserer Kultur" , die nicht zum "Glücklichsein" führen.

Als Beispiel wurde Individualismus genannt. Voraussetzung ist erstmal materielle Sicherheit oder finanzielle Freiheit.
Schon deshalb gibt es Individualismus in vielen Kulturen nicht.

Der Individualismus führt dann einerseits dazu, dass man seine Bedürfnisse ausleben kann und frei ist.
Die Kehrseite davon ist Vereinsamung und das Gefühl nichts zum Gesamtgeschehen beizutragen und am Ende irrelevant zu sein.
Wenn hier alle eine Balance finden könnten, kann Individualismus auch die Gesellschaft glücklich machen.

Andere Kulturen haben das "Glücksichsein" auch nicht auf der Tagesordnung....sonst würden ja alle dort leben wollen.
Elemente des Buddhismus, Verhalten zur Natur in Naturreligionen, Meditation etc. das sind sicherlich Dinge, die uns andere Kulturen theoretisch voraushaben.....aber das heißt nicht, dass alle Menschen in diesen Kulturen das so leben bzw. glücklich sind.
Oder kann man glücklich verhungern? Krasse Frage, ich weiß.

Insgesamt sehe ich auch den Abwärtstrend in Deutschland, was viele als selbstverständlich wahrgenommene Errungenschaften angeht.
Das passiert aber eher schleichend, einen Kippmoment kann ich hier nicht erkennen.

Die Auswanderungsraten würde ich eher so interpretieren, dass sich es Menschen in unserer Kultur leisten können, ihr gutes Leben in z.B. Deutschland gegen ein besseres Leben irgendwo anders zu tauschen. Vielleicht finanziell auch noch besser "bei wegkommen" bei angenehmerem Klima und weniger Bevölkerungsdichte.


"Unsere Kultur legt viel Wert auf Uniformität."
Das würde ich nicht als Kennzeichen unserer Kultur sehen (diese Zeiten liegen über 50 Jahre zurück in Deutschland).
Es widerspräche dann auch dem von dir genannten Individualismus, auch wenn sich Bespiele für Uniformität finden ließen.
Wer heute in einer deutschen Großstadt lebt, hat schon einen sehr großen Freiraum.
Da sind andere Kulturen in der Regel verschärfter….


„die reichsten 0,1% der Gesellschaft, die auf Architektur und Kunst sicher ihren Einfluss ausüben, keine relevante Bedeutung."
Der Einfluss auf "die Kultur" ist viel stärker: Es geht hier um massive Werbung für sinnlosen Konsum ohne das bis heute eine Umkehr erkennbar ist.

Dazu tägliche Katastrophenmeldungen und Verunsicherungen:
Greift Putin die Nato an? Greift die Nato Putin an? Befinden bald wir uns im 3. Weltkrieg?

Und das alles immer schneller, immer schlimmer wird.
Aus Klimawandel wird Klimaerwärmung, daraus dann Klimaerhitzung.
Wir benennen die Probleme, verbreiten Panik und als Antwort wird ein "Wachstumspaket geschnürt".

Das das alles viele psychisch krank macht, wird billigend in Kauf genommen.
Aber man kann ja mit Konsum ohne Nachhaltigkeit, einem digitalem Yoga-Kurs und den neuesten Psychopharmaka dagegen steuern.
Was für eine schreckliche Ironie.

Von wem "diese Kultur" forciert wird?
Dem Staat, den Medien, den Konzernen, den dunkeln Interessengruppen im Hintergrund, den Reptilienmenschen….?
Oder sind wir es selbst am Ende?
 
Zuletzt bearbeitet:
Warum ein "vielleicht" und ein "mindestens"?

Ist es nicht der Punkt, um den sich alles dreht?
Unbedingt. Trotzdem überwiegen auch in dieser Diskussion ganz eindeutig die Punkte, die unglücklich machen.

Du hast zudem abschließend geschrieben "Oder sind wir es selbst am Ende?"

Vielleicht wäre ein Blick, der sich weniger mit den negativen und mehr mit positiven Dingen beschäftigt eine Handlungsoption.
 
Eigentlich finde ich das recht ausgewogen zwischen positiv und negativ.
Es zeigt vor allem Handlungsspielräume.

Sicher, der letzte Absatz ist eindeutig negativ.
Aber man sollte mögliche Ursachen für die steigenden Depressionen in der Bevölkerungen erkennen und dann sollte man die auch ansprechen.
Leider sehe ich da auch keine positive Entwicklung für die nächste Zeit.
 
Nochmal Individualismus vs. Kollektiv:

Menschen können nur glücklich und erfolgreich sein, wenn sie ihre Identität leben können. Die Identität ist das mentale Modell, welches sie basierend auf ihrer Selbstbeobachtung bilden und dieses Modell wird teilweise von der Kultur geprägt. Eine repressive Kultur ist ein Garant für unglückliche Menschen. Ob diese Kultur eher das Individuum oder die Gemeinschaft bevorzugt, ist nicht so relevant wie ob die Menschen sich frei entwickeln können. Individualistische Kulturen können ebenso repressiv sein wie Andere.

Zur freien Entwicklung gehört eine gewisse Menge Geld. Wenn man Menschen in die Armut zwingt, ist das darum schädlich. Wenn die Menschen in einer individualistischen Kultur keine finanziellen Kompetenzen haben und die Beweggründe für ihren Umgang mit Geld nicht verstehen, unterdrücken sie sich selbst. Das ist bei uns und in den USA sehr verbreitet. Das zu ändern ist der Kernpunkt der FIRE (financially independent retire early) Bewegung.

Zum Kippmoment: Es wird schleichend schlimmer. Aber es fällt schon auf:


Wer den Medien nicht glaubt, kann hier sehen, was die nächsten paar Jahre passiert:


Wie ich im Bekanntenkreis höre, ist das real und beeinträchtigt die Funktion. Deutschland versagt zunehmend bei den Kernaufgaben des Staates, wie man an den steigenden Bearbeitungsdauern von Vorgängen sieht.

Die vernünftige Reaktion wäre eine Vereinfachung bürokratischer Prozesse zur Senkung der Staatsquote, damit der Staat mit den verfügbaren Arbeitskräften arbeitsfähig bleibt. Aber die reale Politik basiert weiterhin auf dem mentalen Modell der Vergangenheit, obwohl der Zeitpunkt der Veränderung seit Jahrzehnten bekannt war:


Man muss kein Prophet sein, um ein Scheitern dieses Vorgehens vorherzusagen. Kulturen kommen und gehen. Die Entwicklung verändert immer auch die Welt und an dem festzuhalten, was für die alte Welt passte, führt dann zum Untergang. Das gemeinsame Muster ist eine verzerrte Realitätswahrnehmung, z.B. durch Ideologie. Wenn die Folgerungen daraus zufällig passen, geht es voran. Tun sie es nicht mehr, passiert das Gegenteil und eine andere, vorher erfolglose Ideologie, kann den Platz einnehmen, die aber aus sich selbst heraus auch wieder scheitern wird. Das sind dann in der Geschichte die großen Zyklen.

Meditation soll der Klärung des Geistes dienen. Die moderne Formulierung spricht von einer ruhigen und stressfreien Umgebung, die erlaubt Entscheidungen durch das langsame Denken zu fällen. Das ist so ein Beispiel, wo Buddhismus und moderne Psychologie sich einig sind, auch wenn sie es anders nennen. Das Ziel ist die Revision mentaler Modelle durch möglichst wenig verzerrte Wahrnehmungen, weil das zu besseren Entscheidungen und damit weniger Leid führt. Unsere Kultur sieht eindeutig anders aus. Das ist so erschreckend deutlich, dass man in der Tat einen anderen Anschein erwecken möchte, indem man z.B. digital Therapie anbietet, um das zu überkleistern.

Zur Uniformität: Ich glaube nicht, dass in der NS-Zeit auf einmal alle die liberale Kultur des Wirtschaftsbooms der 20er Jahre aufgaben und nach dem Krieg wieder liberal wurden. Die Menschen haben dem Druck der Regierung nachgegeben, so wie sie es in der DDR taten und so wie sie es heute auch tun. Das jüngste Beispiel war die Unterdrückung von Kritikern der Corona-Politik: Von der Regierung verordnet wurde es von der Gesellschaft mitgemacht. Das gemeinsame Merkmal dieser Ereignisse ist unsere Kultur, die viel Wert auf Uniformität legt und darum funktioniert das so.

Solange man Teil der Mehrheit ist, fällt das kaum auf, und es gibt mehrheitlich Bestätigung für die Diskriminierung von Minderheiten.

Ein anderes Beispiel: In verschiedenen europäischen Ländern gibt es inzwischen an Arbeitsstätten und öffentlichen Orten geschlechtsneutrale Toiletten und keine öffentliche Diskussion darum. In Deutschland wurde kürzlich erst bekräftigt, dass die Arbeitsstättenverordnung nicht in absehbarer Zeit geändert wird. Soweit ich sehe, befürwortet die Mehrheit der Deutschen das, d.h. hier ist die Entscheidung der Regierung demokratisch legitimiert: Die Mehrheit möchte, dass sich die Minderheit versteckt.
 
Nochmal Individualismus vs. Kollektiv:

Menschen können nur glücklich und erfolgreich sein, wenn sie ihre Identität leben können. Die Identität ist das mentale Modell, welches sie basierend auf ihrer Selbstbeobachtung bilden und dieses Modell wird teilweise von der Kultur geprägt. Eine repressive Kultur ist ein Garant für unglückliche Menschen. Ob diese Kultur eher das Individuum oder die Gemeinschaft bevorzugt, ist nicht so relevant wie ob die Menschen sich frei entwickeln können. Individualistische Kulturen können ebenso repressiv sein wie Andere.

Zur Uniformität: Ich glaube nicht, dass in der NS-Zeit auf einmal alle die liberale Kultur des Wirtschaftsbooms der 20er Jahre aufgaben und nach dem Krieg wieder liberal wurden. Die Menschen haben dem Druck der Regierung nachgegeben, so wie sie es in der DDR taten und so wie sie es heute auch tun. Das jüngste Beispiel war die Unterdrückung von Kritikern der Corona-Politik: Von der Regierung verordnet wurde es von der Gesellschaft mitgemacht. Das gemeinsame Merkmal dieser Ereignisse ist unsere Kultur, die viel Wert auf Uniformität legt und darum funktioniert das so.

Solange man Teil der Mehrheit ist, fällt das kaum auf, und es gibt mehrheitlich Bestätigung für die Diskriminierung von Minderheiten.

Ein anderes Beispiel: In verschiedenen europäischen Ländern gibt es inzwischen an Arbeitsstätten und öffentlichen Orten geschlechtsneutrale Toiletten und keine öffentliche Diskussion darum. In Deutschland wurde kürzlich erst bekräftigt, dass die Arbeitsstättenverordnung nicht in absehbarer Zeit geändert wird. Soweit ich sehe, befürwortet die Mehrheit der Deutschen das, d.h. hier ist die Entscheidung der Regierung demokratisch legitimiert: Die Mehrheit möchte, dass sich die Minderheit versteckt.

Ich bleibe dabei....ab den 1970er Jahren wurde das Leben freier in seinen Möglichkeiten auch wenn bis 1990 (?) z.B. Homosexualität in West-Deutschland unter Strafe gestellt wurde.
Da hat sich in den vergangenen Jahrzehnten vieles getan was Aktzeptanz und die Einstufung als "völlig normal" angeht.
Mir geht es auch ziemlich auf den Geist, das, wenn jemand sagt: "Lass mch in Ruhe mit dem Thema" derjenige als homophob eingestuft wird.

Die westliche Kultur halte ich nicht für uniformiert und repressiv gemessen an anderen Kulturen.

Sicherlich ist eine Kleinstadt da deutlich intoleranter als eine Großstadt, aber damit muss man als Aussenseiter, Querkopf, Spinner, Veganer, Träumer oder Nonkomformist eben klarkommen.
Im Zweifel sollte man selbstbewußt sagen "ihr seid solche Spießer" und nicht ziemlich uncool "ihr unterdrückt mich als Minderheit"

Mensch, und geschlechtsneutrale Toiletten gibt es schon immer bei der Deutschen Bahn.....hier ist man froh, dass das Klo nicht ausser Funktion ist.
Die öffentliche Disskussion habe ich nicht mitbekommen, ich glaube auch nicht, das die Mehrheit will, das sich eine Minderheit versteckt.
 
Man muss kein Prophet sein, um ein Scheitern dieses Vorgehens vorherzusagen. Kulturen kommen und gehen. Die Entwicklung verändert immer auch die Welt und an dem festzuhalten, was für die alte Welt passte, führt dann zum Untergang. Das gemeinsame Muster ist eine verzerrte Realitätswahrnehmung, z.B. durch Ideologie. Wenn die Folgerungen daraus zufällig passen, geht es voran. Tun sie es nicht mehr, passiert das Gegenteil und eine andere, vorher erfolglose Ideologie, kann den Platz einnehmen, die aber aus sich selbst heraus auch wieder scheitern wird. Das sind dann in der Geschichte die großen Zyklen.

Meditation soll der Klärung des Geistes dienen. Die moderne Formulierung spricht von einer ruhigen und stressfreien Umgebung, die erlaubt Entscheidungen durch das langsame Denken zu fällen. Das ist so ein Beispiel, wo Buddhismus und moderne Psychologie sich einig sind, auch wenn sie es anders nennen. Das Ziel ist die Revision mentaler Modelle durch möglichst wenig verzerrte Wahrnehmungen, weil das zu besseren Entscheidungen und damit weniger Leid führt. Unsere Kultur sieht eindeutig anders aus. Das ist so erschreckend deutlich, dass man in der Tat einen anderen Anschein erwecken möchte, indem man z.B. digital Therapie anbietet, um das zu überkleistern.
Da sehe ich auch so.
 
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