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Ausflug ins Hospital: Warten –Warten- Warten

hjh

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Meine Nacht war ungemütlich. Ich spürte, ich muss heute ins Hospital nach Ponta Delgada. Für alle Fälle: Mein Köfferchen wurde gepackt, der Krankenwagen angerufen. Er kam zügig. Der Sanitäter nahm während der Fahrt meine Anamnese auf, routiniert und gewissenhaft. Sogar meinen Medikamentenplan fotografierte er für sein Tablet.

In die Urgençia des riesengroßen Krankenhaus. 9.30 Uhr. Eine Zwei-Klassengesellschaft Privatpatient und Kassenpatient gibt es dort nicht. Aber eine nach Schwierigkeitsgrad:
Rot: Dringender Notfall. Sofortige Behandlung.
Orange: Sehr dringend. Behandlungsbeginn: Spätestens in 10 min.
Gelb: Dringend. Wartezeit bis 60 min.
Grün: Nicht so dringend. Wartezeit bis 2 Stunden.
Blau: Nicht dringend. Wartezeit bis 4 Stunden.

Ich bekam ein gelbes Armbändchen. Warten auf einfachen harten Stühlen bei großem Gedränge im ungemütlichen Flur. Endlich an der Reihe. Eine recht unfreundliche Ärztin rief mich hinein. Erneute Anamnese. Ich weiß nicht warum.

Ich bekam ein einfaches Krankenbett zugewiesen. Sie stehen in einer Reihe, abgetrennt durch weiße Vorhänge. Neben mir andere Patienten. Man rollte mich dann ins Vorbereitungszimmer, dann zum Ultraschall. Und wieder zurück in die ungemütliche Halle.

Warten. Warten. Endlich kam die Ärztin. Laborwerte, Arztbericht, Medikamentenverordnung.

Dann mit einem Krankenstuhl vor den Eingang. Ein Taxi kam. 15.30 Uhr. Sechs lange Stunden.

Man hatte mir u.a. ein spezielles Medikament verordnet, aufzulösende Pülverchen. Tagespreis 3 €. In Deutschland bekomme ich für die gleiche Erkrankung täglich eine Spritze. Tagespreis 100 €.

Einen Facharzt bekam ich nicht zu sehen. Morgen darf ich zu ihm. In seine außerhalb des Hauses gelegene Privatklinik. Ich gehöre ja zu den Privilegierten.
hjh
 
"Die Wartezeit" das war für uns der Hauptgrund eine private Krankenversicherung für Personen 55+ abzuschließen
Information am Rande, da waren wir noch in D : hatte Schmerzen im Knie und wollte beim Orthopäden in D einen Termin, da ist die Wartezeit 4 Wochen. Danke für die Info deiner Erfahrung im Krankenhaus
"hjh" Alles Gute und schöne Grüße aus Rabo de Peixe
 
Besten Dank für die guten Genesungswünsche. Dennoch: Eine Fortsetzung meines Hospital-Berichtes. Leider.

Freitagabend. Meine Frau muss diesmal zur Urgência ins Krankenhaus nach Ponta Delgada, zum ärztlichen Notdienst. Ich aber auch. Ich kann wieder fahren. Draußen Sturm und Regen.

Um 18.30 Uhr sind wir im Hospital. Der Wartesaal voll wie immer. Meine Frau erhält ein gelbes Bändchen, ich ein grünes. Warten. Dann ärztliche Gespräche. In portugiesischer Medizinsprache nicht immer leicht. Anruf der Krankenschwester bei meinem Facharzt. War dringend. Untersuchungen. Behandlungen.

Warten auf den Chefarzt. Warten. Warten. Auf harten Stühlen im ungemütlichen Flur. Krankenhausbetrieb rundum wie tagsüber. Endlich. 22.35 Uhr, vier Stunden später. Er kommt. Erklärung der Erkrankung, Besprechung der Medikation, sechs verschiedene Medikamente.

22.45 Uhr. Es wird Zeit für die Apotheke im Parque Atlântico. Sie schließt um 23 Uhr. Meine Frau zum Bezahlschalter, ich zur Apotheke. Medikamnte sehr billig gegenüber Deutschland.

23 Uhr. Das Einkaufszentrum ist noch voller Menschen. Es ist ja Black Friday. Meine Frau im Wartesaal abgeholt. Dieser voll wie immer. Sturm und Regen. Um Mitternacht zu Hause. Zieht man die Wartezeit ab: Behandlung sehr ordentlich. Doch besser: Gar keine!
hjh
 
Zuletzt bearbeitet:
Das klingt nicht schön...ich hoffe, Ihr seid Beide auf dem Weg der Besserung.
Aber es ist auch beruhigend zu hören, daß man im Notfall ganz gut versorgt wird.
Die Wartezeiten hier bei uns in deutschen Arztpraxen und Krankenhäusern
sowie die beschriebenen Umstände sind ja auch nicht wirklich besser.
 
Lieber Farbenzeit,

ein herzliches Dankeschön für Deine guten Wünsche. Ja, auch auf den Azoren gibt es sehr gute Ärzte und sehr ordentliches Personal. Dennoch sind die Verhältnisse manchmal gewöhnungsbedürftig, wahrscheinlich aus Geldmangel.

Dazu ein Beispiel: Vor einigen Jahren bin ich nachmittags wegen einer akuten Erkrankung ins Heilig-Geist-Hospital in Ponta Delgada. Ich wurde ordentlich untersucht und auch behandelt, der aufsichtführende Arzt hielt sich aber sehr bedeckt. Ich wartete dann auf einem schmalen Krankenbett zwischen anderen Kranken im Flur. Zum Abendessen gab es lediglich ein trockenes Brötchen mit einem Schälchen Apfelkompott und einem Becher Tee. (Diese Handlungsweise konnte ich auch vorgestern bei anderen Patienten erleben, selbst bei einem Sterbenden. Von einem Hospiz habe ich noch nichts gehört.)

Um 23 Uhr bat ich dann darum, nach Hause fahren zu dürfen. Das durfte ich auf eigene Gefahr. – Am nächsten Tag bin ich vorzeitig nach Deutschland geflogen, vom ICE aus abends unmittelbar in die Klinik und am Folgetag operiert worden.
hjh
 
Meine Erfahrungen mit der Notaufnahme in einer port. Ambulanz decken sich leider mit den Schilderungen von hjh.
Man könnte dies sehr einfach abstellen, wenn man die vielen Gaukler der Stufe Gelb und Grün aus der Notaufnahme rauswerfen würde. Ca, 80% dieser Leute sind keine echten Notfälle und könnten auch in einer normalen Sprechstunde behandelt werden. Das kostet aber 4,50 €.;)

Um diese zu sparen erscheinen viele zur nächtlichen Stunde in der Notaufnahme, und da müssen sie halt warten. Echte Notfälle (Rot und Orange) werden vorgezogen und das ist auch richtig so.

Übrigens, waren deine Medikamente so billig, weil der port. Staat diese für dich bezahlt hat. Du hast nur eine kleine Zuzahlung geleistet.

Das port. Systen funktioniert eigentlich recht gut, wenn es nicht von kleinen "Sabotören" unterlaufen wird.:fies:

Bei der Härte der Sitzgelegenheiten und der spartanischen Kost gebe ich dir absolut recht. Aber stell dir vor es wären Luxussessel und es gebe auch noch ein üppiges Mahl. Wahrscheinlich hättest du dann noch länger gewartet.:cool:

In Deutschland war ich auch öfter in der Notaufnahme und mein persönlicher Rekort liegt bei unglaublichen 36 Stunden Wartezeit.

Das Krankenhaus in D. und das in P. hatten eins gemeinsam- es gab nichts zu trinken!

Gruss
Nassauer
 
Ca, 80% dieser Leute sind keine echten Notfälle und könnten auch in einer normalen Sprechstunde behandelt werden. Das kostet aber 4,50 €.;)
Die 'Urgência' im Krankenhaus in Beja kostet 16 Euro, im Centro de Saúde 14 €.
Vor 4 Wochen habe ich einen Freund an einem Samstagmorgen hingebracht. Er bekam einen gelben Armband.
Ñach noch nicht mal 10 Minuten wurde er bereits von einem Arzt untersucht.
Johan
 
Übrigens, waren deine Medikamente so billig, weil der port. Staat diese für dich bezahlt hat
Das nur zur Information: Wir sind hier als deutscher Rentner in Portugal gesetzlich versichert. Unsere Krankheitskosten werden von Portugal an die deutsche Krankenkasse weitergeleitet. D.h. der Krankenkasse in Portugal entstehen keine Kosten!
 
Ah, danke, Sibylle !
Den link hat mir letzte Woche meine Krankenversicherung empfohlen, als ich mich erkundigt habe.
Brauche ich nicht mehr lange zu suchen (den korrekten Namen konnte ich mir nämlich nicht merken...) :-D
 
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